ARTIST-IN-RESIDENCE '24
im Salettl am Gemeinschaftshof der Kleinen Stadt Farm
in the Salettl at the community farmstead “Kleine Stadt Farm”
Copyright: Daniel Szalai
DE
Das Salettl Residenzprogramm hat 2024 zum dritten Mal statt gefunden und wurde auch diesmal in einem Open Call international ausgeschrieben. Der Call richtete sich an professionelle internationale und österreichische Künstler:innen, deren Arbeiten einen interdisziplinären und spartenübergreifenden Ansatz erkennen lassen und die sich mit dem Thema „Expand boundaries / Grenzen erweitern“ im Kontext sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit auseinandersetzen.
Aus den 164 Bewerbungen wurde der ungarische Künstler Daniel Szalai ausgewählt, um zwischen dem 01. Juni 2024 und dem 30. Juni 2024 am Gemeinschaftshof der Kleinen Stadt Farm sein Projekt zu entwickeln. Dieses wurde am 28. Juni 2024 in einer Abschlussveranstaltung präsentiert.
EN
The Salettl residency program was taking place for the third time in 2024 and was once again advertised internationally in an open call. The call was addressed to professional international and Austrian artists whose work demonstrates an interdisciplinary and cross-disciplinary approach and deals with the theme "Expand boundaries / Grenzen erweitern" in the context of social and ecological sustainability.
More information about the call
From the 164 applications, the Hungarian artist Daniel Szalai was selected to develop his project at the Kleine Stadt Farm community farm between June 1, 2024 and June 30, 2024. This was presented at a closing event on June 28, 2024.
Copyright: Gergely Máté Oláh
Daniel Szalai
DE
Daniel Szalai (geb. 1991) ist ein ungarischer bildender Künstler und Fotograf. In seinen Arbeiten erforscht er die Beziehungen zwischen Mensch und Tier und reflektiert über soziale, politische und wirtschaftliche Anomalien.
Szalais Arbeiten wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert und in zahlreichen Online- und Printmedien veröffentlicht. Seine erste Monografie, Novogen, wurde 2021 von The Eriskay Connection veröffentlicht. Szalai studierte Fotografie an der Moholy-Nagy-Universität für Kunst und Design in Budapest und an der Universität für angewandte Kunst in Wien und hat außerdem einen Abschluss in Kunst- und Designtheorie. Derzeit ist er Doktorand im Bereich Multimedia-Kunst an der Moholy-Nagy-Universität für Kunst und Design. Er lebt und arbeitet in Budapest.
EN
Daniel Szalai (b. 1991) is a Hungarian visual artist and photographer. His work explores human-animal relationships and reflects on social, political and economic anomalies.
Szalai's work has been presented internationally in solo and group exhibitions and published widely in online and print media. His first monograph, Novogen, was published by The Eriskay Connection in 2021. Szalai studied photography at the Moholy-Nagy University of Art and Design in Budapest and the University of Applied Arts in Vienna, and also holds a degree in art and design theory. He is currently a doctoral candidate in multimedia art at the Moholy-Nagy University of Art and Design. He lives and works in Budapest.
DE
Während seines Aufenthalts entwickelte Daniel Szalai ein neues Projekt, das er schon seit langem in Angriff nehmen wollte. In dem Projekt mit dem Titel Kutya [Hund auf Ungarisch] verwendete Daniel das Symbol des Hundes, um Themen wie Gehorsam, Scham, Verletzlichkeit und Abhängigkeit zu erforschen. Indem er in die Gefühlswelt und die Dynamik der Kindheit und Jugend eintauchte, entdeckte er eine persönliche Lesart der Domestizierung. Eine, in der die Domestizierung und das eigentliche Motiv des Hauses, das domus, als metaphorischer, psychologischer Raum verstanden wird; der zweideutige Ort von Liebe und Fürsorge, aber auch von Disziplin und Gewalt.
EN
During his residency, Daniel Szalai created a new project that he had been waiting to get his hands on for a long time. In the project, entitled Kutya [dog in Hungarian], Daniel used the symbol of the dog to explore themes of obedience, shame, vulnerability and dependency. Delving into the emotional realm and dynamics of childhood and adolescence, he discovered a personal reading of domestication. One in which domestication and the very motif of the house, the domus, is understood as a metaphorical, psychological space; the ambiguous locus of love and care, but also of discipline and violence.
DE
Mein Aufenthalt im Salettl
Ich habe mich sofort nach meiner Ankunft in das Salettl verliebt und hatte dort eine fantastische, inspirierende und prägende Zeit. Ich hatte großes Glück, in einer so schönen und vielfältigen natürlichen Umgebung und umgeben von Tieren zu sein.
Als Künstlerin beschäftige ich mich mit der Beziehung zwischen Mensch, Tier und Technologie, wobei ich mich in den letzten Jahren besonders auf die Präzisionslandwirtschaft konzentriert habe. Ich habe jedoch schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, alternative Beziehungen zu Tieren und neue Lesarten von Tierlichkeit zu entdecken. Der Aufenthalt im Salettl gab mir nicht nur die Gelegenheit, diese spannenden neuen Bereiche zu erforschen, sondern auch aus erster Hand eine Verbindung mit der Natur zu erleben, die auf einem Gefühl der Verwandtschaft, des Respekts und der Fürsorge beruht. Susanne bei ihrer morgendlichen und abendlichen Routine zu begleiten, um sich um Lore, Lorenz und Loreline, die Schafe, die Hühner, die Lamas und manchmal sogar um die Bienen zu kümmern, war eine großartige Erfahrung, die mir viel Freude bereitet hat.
Der Aufenthalt gab mir nicht nur die Zeit und den mentalen und physischen Raum, um mich zu konzentrieren, sondern auch den Mut und das Selbstvertrauen, neue Themen zu erkunden, meine Grenzen zu erweitern und zu experimentieren. Während meiner Zeit dort konnte ich ein Projekt verwirklichen, das ich schon seit langem umsetzen wollte. Indem ich mit dem Symbol des Hundes arbeitete, tauchte ich in die zweideutige Gefühlswelt der Kindheit ein und entdeckte eine andere, intimere Lesart der Domestizierung. Ich schuf drei neue Werke - eine Pinkelpfütze aus Messing, ein Holzmodell einer Hundehütte mit Leine und ein Foto eines brennenden Hundes aus Pappmaché, das ich ebenfalls vor Ort anfertigte. Ich sehe diese Werke als Eckpfeiler einer neuen, emotional, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigen künstlerischen Praxis.
Ich bin auch sehr dankbar für die Möglichkeit, mich mit der lokalen Gemeinschaft zu beschäftigen und so viele großartige Menschen kennenzulernen, mit denen wir auf jeden Fall in Kontakt bleiben und möglicherweise in Zukunft zusammenarbeiten werden. Die einladende Atmosphäre und der Ort selbst hatten einen großen Einfluss auf meine Arbeit, und die Unterstützung, die ich dort erhielt, wie Alinas anleitende Worte zum kreativen Prozess, ihre Großzügigkeit, mir ihren Hund als Modell zu überlassen, und Nikolaus' Feedback und Ratschläge zur Installation der Werke, waren von unschätzbarem Wert.
Nach einer solch transformativen und wunderbaren Zeit im Salettl hätte ich mir keinen besseren Abschluss für meinen Aufenthalt wünschen können als die von uns organisierte Abschlussveranstaltung. Das Salettl wurde in einen Ausstellungsraum verwandelt, um die Werke zu präsentieren, während der mit Lampions und wunderschönen Blumenkübeln geschmückte Garten zum Schauplatz eines fantastischen Künstlergesprächs wurde, das wir mit Julischka Stengele führten, deren unterstützende und aufmerksame Haltung ich wirklich bewundere, gefolgt von einem Konzert des ungarischen Musikers und Freundes Appon, das eine noch entspanntere und heilsamere Atmosphäre in den Abend brachte.
Ich bin unendlich dankbar für die Möglichkeit, Artist in Residence im Salettl zu sein und einen Monat auf der Kleinen Stadtfarm zu verbringen.
EN
My residency at the Salettl
I fell in love with the Salettl as soon as I arrived and had a fantastic, inspiring and influential time there. I was so lucky to be in such a beautiful and diverse natural environment and surrounded by animals.
As an artist, I explore the relationship between humans, animals and technology, with a particular focus on precision farming in recent years. However, I have been waiting for a long time for an opportunity to discover alternative relationships with animals and new readings of animality. The residency at the Salettl gave me the opportunity not only to explore these exciting new areas, but also to experience first-hand a connection with nature that is based on a sense of kinship, respect and care. Accompanying Susanne in her morning and evening routines to look after Lore, Lorenz and Loreline, the sheep, the chickens, the lamas and sometimes even the bees, was a great experience that gave me a lot of joy.
The residency not only gave me the time and mental and physical space to focus, but also the courage and confidence to explore new subjects, to push my boundaries and to experiment. During my time there, I was able to realise a project that I had wanted to do for a long time. Working with the symbol of the dog, I delved into the ambiguous emotional realm of childhood and discovered a different, more intimate reading of domestication. I created three new works - a brass 'pee puddle', a wooden model of a dog house with a leash, and a photograph of a burning papier-mâché dog, which I also made on site. I see these works as cornerstones of a new, emotionally, economically and ecologically sustainable artistic practice.
I am also very grateful for the opportunity to engage with the local community and to meet so many great people with whom we will definitely keep in touch and possibly work together in the future. The welcoming atmosphere and the place itself had a huge impact on my work, and the support I received there, such as Alina's mentoring words on the creative process, her generosity in letting me use her dog as a model, and Nikolaus's feedback and advice on the installation of the works, was invaluable.
After such a transformative and wonderful time at the Salettl, I couldn't have asked for a better end to my stay than the closing event we organised. The Salettl was transformed into an exhibition space to present the works, while the garden, decorated with lampions and beautiful buckets of flowers, became the venue for a fantastic artist talk we had with Julischka Stengele, whose supportive and attentive attitude I truly admire, followed by a concert by Hungarian musician and friend Appon, which brought an even more relaxed and wholesome atmosphere to the evening.
I am eternally grateful for the opportunity to be Artist in Residence at the Salettl and to spend a month at the Kleine Stadtfarm.
Text: Daniel Szalai
Fördergeber:innen
Gefördert und ermöglicht durch den Bezirk Donaustadt
Sponsored and made possible by the district of Donaustadt
Gefördert von der Stadt Wien Kultur
Sponsored by the City of Vienna Culture